Heinz Pangels
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Zwei Seiten hat der Himmel - 08

Aussteigen möchte ich

Herr, heute möchte ich es
Dir einmal deutlich sagen:
Es ist mir alles zuwider!
Es gibt Augenblicke,
in denen ich alles hinschmeißen möchte,
da möchte ich fortlaufen
in eine unendliche Weite,
da möchte ich am liebsten
nichts mehr sehen und hören,
mich auflösen in nichts,
da möchte ich ganz einfach aussteigen
aus dem Zug, in dem ich schon jahrelang sitze,
denn ich bin müde geworden,
aufrecht zu stehen oder zu sitzen.

Mir ist es,
als hätte ich keine klare Sicht,
als hätte ich taube Ohren,
als säße ich im falschen Zug,
der in eine Richtung fährt,
in die ich gar nicht wollte.

Früher hatte ich ein klares Ziel,
wusste ich immer, was ich wollte,
wusste immer, wohin ich sollte.
Doch nun liege ich am Boden,
und habe Schmerzen durch und durch.
Ich weiß nicht mehr, wozu, wohin,
ich erkenne keinen Sinn;
aussteigen möchte ich aus diesem Leben!

Herr, was hast Du nur vor mit mir?
Ist das noch mein Weg, mein Ziel?
Sitze ich wirklich im richtigen Zug?
Ich bin so unsicher geworden!

Herr, Du Lenker meines Lebens,
in Deiner Hand liegt mein ganzes Sein;
Du hast es selbst darin geschrieben
und wolltest, dass ich bei Dir geborgen bin.

Sei demnach kein Lenker,
der mich in die Irre führt,
der mich ins Nichts fahren lässt,
der mich ins Verderben stürzt!

Wenn dies nicht mein Zug ist,
dann halte ihn an,
damit ich aussteigen kann.
Ansonsten müsste ich abspringen
und meine Knochen riskieren.

Herr, Du hast zu Deinen Jüngern gesagt:
»Wer mir nachfolgen will,
muss um meinetwillen alles verlassen!«
Du hast sehr konkret gefordert,
Deinen Weg zu gehen,
um das Heil zu erlangen.

Wenn ich Dir folgen soll,
muss ich alles stehen und liegen lassen.
Herr, hilf mir, dass ich dies vermag,
da ich doch müde und matt geworden bin.

Gib Dich darum auch mir zu erkennen,
wie Du Dich Deinen Jüngern zu erkennen gabst,
als sie auf dem Weg nach Emmaus fast verzweifelten
und Du ihnen die Schrift erschlossest.

Du hast ihnen den Weg gewiesen.
Weise auch mir den Weg zu Dir.
Richte mich auf, stärke mich und mache mir Mut,
damit ich Dir blind vertrauend folgen kann
und nicht ins Verderben renne.

© Heinz Pangels, aus: Zwei Seiten hat der Himmel, Gütersloh 1997

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