Heinz Pangels
Friedensgebete
Vertrauter Umgang
Zwei Seiten
Weihnachtsgruß
Weihnachten
Ostern
Pfingsten
Psalmen nach Buber
Segensgebete
Meditationen
Über die Liebe
Texte und Gebete
Leserbriefe
Copyright

Zwei Seiten hat der Himmel 05

Aufschrei

Mitten in diese Stille hinein
schrei ich zu Dir, o Herr:
Jede Bewegung spüre ich;
jeder Schritt schmerzt;
nur mühsam bewege ich mich vorwärts.
Andere schauen hilflos
ob meiner Hilflosigkeit.

Auf andere angewiesen zu sein,
fällt mir immer schwerer.
Aber zunehmend bin ich
auf Hilfe anderer angewiesen,
und das wurmt mich stärker denn je.

Ich will es nicht wahrhaben,
ich wehre mich vehement.
Ich will es genau wie früher allein schaffen.
Ich will mich nicht mehr als nötig
in eine Abhängigkeit begeben.

Trotzig steh' ich da
wie ein kleiner junge,
der da sagt: Ich will aber!
Und dennoch bin ich hilflos,
hilfsbedürftiger denn je.

Und mein innerer Schrei
wird immer lauter:
Wann endlich, Herr,
erbarmst Du Dich meiner?

Ist es noch nicht genug,
was ich bisher gelitten,
getragen und erduldet habe?
Herr, wie lange noch
lässt Du mich schmachten?
Herr, wie lange noch
muss ich dies alles ertragen?
Herr, wann endlich
wirst Du mich erlösen?

Herr, ich bin nicht lebensmüde,
aber ich bin müde geworden,
nur immer »Ja, Herr« zu sagen.
Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer
zu sagen: »Herr, Dein Wille geschehe.«
Früher habe ich das oft gesagt
und hinzugefügt:
»Wenn ich es auch nicht verstehe,
tut es auch noch so wehe;
Herr, Dein Wille geschehe.«

Nun aber, Herr, glaube ich, es ist genug.
Es fehlt mir die Kraft,
weiter »Ja, Herr« zu sagen,
obwohl ich immer wieder spüre,
dass Du mir nahe bist.
Mit Hiob schreie ich laut:
»Wann endlich, Herr, wird dies enden?«
Aber Du sprichst leise:
»Bei Tag und Nacht bin ich um Dich
und halte Dich.
Vertraue mir und setz' auf meine Treue.«

© Heinz Pangels, aus: Zwei Seiten hat der Himmel, Gütersloh 1997

Zurück Übersicht Weiter