Heinz Pangels
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Weihnachten 20

Zwiegespräch an der Krippe

 

Ein kleiner Junge ist stolz darauf, einen Großvater zu haben, der Figuren schnitzen kann.

Es ist schon faszinierend zuzusehen, wie langsam aus einem Stück Holz „lebendige“ Gestalten entstehen.

Der Junge vertieft sich so in die geschnitzten Krippenfiguren, daß sich seine Gedanken mit der Welt der Figuren vermischen:

Er geht mit den Hirten und Königen in den Stall und steht plötzlich vor dem Kind in der Krippe.

Da bemerkt er: Seine Hände sind leer! Alle haben etwas mitgebracht, nur er nicht.

Aufgeregt sagt er schnell: „Ich verspreche dir das Schönste, was ich habe! Ich schenke dir mein neues Fahrrad ‑ nein, meine elektrische Eisenbahn.“

Das Kind in der Krippe schüttelt lächelnd den Kopf und sagt: „Ich möchte aber nicht deine elektrische Eisenbahn. Schenke mir deinen ‑ letzten Aufsatz!“

„Meinen letzten Aufsatz?“, stammelte der Junge ganz erschrocken, „aber da steht doch ..., da steht >ungenügend< drunter!“

„Genau deshalb will ich ihn haben“, antwortet das Jesuskind. „Du sollst mir immer das geben, was >nicht genügend< ist. Dafür bin ich auf die Welt gekommen!“

„Und dann möchte ich noch etwas von dir“, fährt das Kind in der Krippe fort, „ich möchte deinen Milchbecher!“

Jetzt wird der kleine Junge traurig: „Meinen Milchbecher? ‑ Aber der ist mir doch zerbrochen!“

„Eben deshalb möchte ich ihn haben“, sagt das Jesuskind liebevoll,  „du kannst mir alles bringen, was in deinem Leben zerbricht. Ich will es heil machen!“

„Und noch ein Drittes möchte ich von dir", hört der kleine Junge wieder die Stimme des Kindes in der Krippe, „ich möchte von dir noch die Antwort haben, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich fragte, wieso denn der Milchbecher zerbrechen konnte.“

Da weint der Junge. Schluchzend gesteht er: „Aber da habe ich doch gelogen. Ich habe der Mutter gesagt: >Der Milchbecher ist mir ohne Absicht hingefallen!< Aber in Wirklichkeit habe ich ihn ja vor Wut auf die Erde geworfen!“

„Deshalb möchte ich die Antwort haben“, sagt das Jesuskind bestimmt, „bring mir immer alles, was in deinem Leben böse ist, verlogen, trotzig und gemein. Dafür bin ich in die Welt gekommen, um dir zu verzeihen, um dich an die Hand zu nehmen und dir den Weg zu zeigen...“

Und das Jesuskind lächelt den Jungen wieder an. Und der schaut und hört und staunt...

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© Heinz Pangels, 2008

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