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Über die Liebe - 17

Kraft der Liebe

Wenn die Liebe mit Dir ist,
so kommt Gott zu Dir und wohnt bei Dir.
Wenn Du Dich aber von der Liebe entfernst,
entfernt sich auch Er von Dir und bleibt nicht bei Dir.

Hast Du die Liebe niemals besessen,
dann ist Gott nie zu Dir gekommen
und hat niemals bei Dir gewohnt.

Hast Du die erste Liebe verlassen,
dann ist Gott von Dir gegangen.

Bist Du aber in der ersten Liebe geblieben,
dann ist Gott mit Dir und bleibt bei Dir!

Die Liebe heilt alle Mattigkeit der Seele.
Die Liebe rottet aller Laster Wurzeln aus.
Die Liebe ist aller Tugenden Ursprung.
Die Liebe erleuchtet den Geist,
reinigt das Gewissen,
erfreut die Seele
und weist hin auf Gott.

Die Seele,
darinnen die Liebe wohnt,
blähet Stolz nicht auf,
verwüstet nicht Neid,
zersprengt nicht der Zorn,
quält nicht böse Schwermut,
macht Habgier nicht blind,
lockt nicht Genusssucht,
befleckt nicht Zügellosigkeit,
Immer ist sie rein,
immer keusch, immer ruhig,
immer fröhlich, immer friedvoll,
immer gütig und immer bescheiden,
im Unglück fest, im Glück maßvoll.
Die Welt verachtet sie, Gott liebt sie,
sie macht sich alle Güter
durch ihr Lieben zu eigen.

Sie gibt gern vom Ihrigen mit,
fürchtet nicht Mangel
und begehrt nicht Überfluss. -

In wem Gottes Liebe ist,
der sinnet immer, wie er zu Gott komme,
wie er die Welt hinter sich lasse,
das Ärgernis fliehe und wahren Frieden finde.

Immer schlägt sein Herz höher,
und seine Sehnsucht erhebt sich nach oben.
Ob er geht oder sitzt,
ob er handelt oder ruht,
bei allem, was er auch tun mag,
fällt sein Herz nicht von Gott ab.

Wenn er schweigt,
so sinnt er über Gott nach,
wenn er redet,
so möchte er von Gott nur reden und dem,
was sich auf die Liebe Gottes bezieht.
Andere zur Liebe mahnend,
entflammt er sich selbst.

Alles legt er der Liebe ans Herz:
Wie süß die Liebe Gottes sei,
doch wie bitter und wie trübe
die Liebe dieser Welt.
Das zeigt er allen nicht durch Worte nur,
sondern auch durch die Tat. -

Er verlacht den Ruhm dieser Welt,
tadelt alle bange Sorge
und zeigt, wie es töricht ist,
auf das Vergängliche zu vertrauen.

Er staunt über die Blindheit der Menschen,
die dieses Vergängliche lieben,
er wundert sich,
daß nicht jeder dies alles verachtet,
was bald ja vergeht
und zum Fallen schon reif ist.
Er glaubt,
allen müsse klar sein, was er schaut.

Durch solche Zeichen verrät sich die Liebe
und macht die, in denen sie wohnt,
nicht nur innerlich durch die Gesinnung,
sondern auch äußerlich erkennbar durch den Wandel. -

O brich in uns ein,
du süße Liebe, du liebe Liebe,
weite das Herz, breite die Sehnsucht,
den Schoß unseres Geistes dehne,
mach unserer Seele Wohnung räumiger,
auf dass sie Gott
als den bleibenden Gast aufnehme.

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Hugo von St. Viktor
französischer Romantiker
(* 26.02.1802, + 22.05.1885)

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wiedergefunden in meiner Literatur-Sammelmappe
aus der Handelsschulzeit 1951-1953

eingestellt von Heinz Pangels, © 21.10.2005

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© Heinz Pangels 2008

 

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